„Rüsselsheim in den Achtzigern. Tiefe Provinz inmitten einer Gesellschaft, die damals eigentlich schon weiter war. Die Stadt war ein idealer Resonanzboden für kreative Ideen und für jede Form der Provokation.“ Mit Martin Kirchberger wird Rüsselsheim aufgeschreckt. Aktionen mit Fluxus-Charme finden statt, der „Stuhl in Extremsituationen“ wird geboren: „Ein Stuhl, auf dem eine Person in Asbestkleidung Platz genommen hat, wird angezündet und anschließend von bereitstehenden Feuerwehrleuten gelöscht.“ So steht es in der Notiz zu einer Kurzfilmsammlung namens „Wunder der Wirklichkeit“ der von Kirchberger mitverantworteten Gruppe Cinema Concetta. Die Haltung zum eigenen Werk: „Vielleicht war alles umsonst, aber wir hatten ein gutes Gefühl.“ Pseudo-dokumentarische Kurzfilme entstehen und mit einem davon soll der Schritt ins größere Filmgeschäft gelingen: „Bunkerlow – Eine Kaffeefahrt in der Luft“. Eine satirische Narration, in der Kaffeefahrtler die Qualität von Bunkern testen können, indem sie diese beschießen. Doch bei den Dreharbeiten im Dezember 1991 verunglückt das Flugzeug samt Crew. Thomas Frickel, der mit Kirchberger befreundet war, reanimiert in seinem Film die Rüsselsheimer Gruppe und spürt gleichzeitig den „Wunden der Wirklichkeit“ nach. (DOK Leipzig, Carolin Weidner)